Altersgerechte Betreuung
Thema: Generationendialog, News
Ein Schlüssel für Lebensqualität und Autonomie
Was heisst alt werden? – Niemand weiss es, bis man es selbst erfährt. Und dann entdeckt man: es ist anders als erwartet und entspricht nicht dem in unserer Gesellschaft vorherrschenden Bild. Das Alter ist so vielfältig wie das Leben generell. All die üblichen Vorstellungen, die das Alter mit Schwäche und geistigem Abbau, mit Untätigkeit oder Pflegebedürftigkeit in Verbindung bringen, haben in ihrer Simplizität wohl nie wirklich gestimmt. Dass sie sich hartnäckig halten, hat mit eklatanten Wissensdefiziten zu tun. Das zeigt eine Befragung, welche die VASOS bei Hochaltrigen gemacht hat. Sie trägt den Titel: „Menschen über 80: die unbekannte Altersgruppe“.
Danach ist die Mehrheit der über 80 Jährigen aktiv, vielfach engagiert in der Freiwilligenarbeit, in Projekten und Verbänden, fühlt sich gesund und nutzt digitale Medien. Sie sind daran interessiert, sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen, auch im Bereich der Alterspolitik. Kaum jemand weiss besser als die alten Menschen selber, was hier Not tut. Die aktiven Seniorinnen und Senioren in die politische Planung und Gestaltung einzubeziehen sollte daher auf allen Ebenen zur Selbstverständlichkeit werden nach dem Motto „Alt und Jung schaffen gemeinsam Neues für zukünftige Generationen“!
Dafür setzt sich die VASOS mit ihren kantonalen und regionalen Mitgliederorganisationen erfolgreich ein. Vereinzelte Kantone laden Ältere ein, an der Ausarbeitung der Altersplanung mitzumachen. Auch Gemeinden möchten vom Wissen und den Erfahrungen der Älteren profitieren und begrüssen deren Mitwirken bei Planung und Umsetzung altersfreundlicher Projekte.
Als nationaler Dachverband bringt die VASOS Anliegen der Älteren auf Bundesebene ein. Ein zentrales Thema ist der Wunsch der meisten Senior:innen, möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben, insbesondere im fortgeschrittenen Alter.
Selbständiges Wohnen geht auf die Dauer aber oft nicht ohne gewisse unterstützende Hilfeleistungen, d.h. Betreuung. Heute wird der Löwenanteil der Betreuung im Alter von Angehörigen geleistet. Diese sind zunehmend überlastet, sei es durch berufliche Verpflichtungen, weite Wohndistanzen und eigene familiäre Aufgaben. Diese Mehrfachbelastung führt nicht selten zu Erschöpfung und zu gesundheitlichen Problemen bei den Betreuenden selbst. Was vielerorts fehlt, sind bezahlbare Betreuungsangebote. Wer nicht über ausreichende Mittel verfügt, kann sich daher kaum Betreuungsleistungen leisten. Das führt zu vorzeitigen Heimeintritten, selbst wenn kein Pflegebedarf besteht. Letztlich kommt dies der Allgemeinheit teurer zu stehen als Angebote der Betreuung.
Eine zukunftsorientierte Alterspolitik sollte für alle Betreuung und Entlastungsmöglichkeiten sicherstellen Gute Betreuung stärkt die Autonomie älterer Menschen, verzögert oder vermeidet Heimeintritte. Sie beugt gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei den Älteren wie auch bei ihren betreuenden Angehörigen vor. Langfristig wird so das Gesundheitswesen entlastet und die Kosten werden reduziert.
Betreuung ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben im Alter und damit zentral für die künftige Alterspolitik – so, wie es sich viele ältere Menschen wünschen.
Marco Spinelli, Mitglied Vorstand VASOS,
Delegierter der Fédération Suisse des Retraités