Die Stadt Bern zahlt an die Betreuung von Senioren und Seniorinnen
Ausgabe: 07-2022 Datum: 31.08.2022
Thema: Gesundheit, News, Sozialpolitik, Wohnen im Alter & Mobilität
Ein erfolgreiches Pionierprojekt
Seniorinnen und Senioren, die sich Unterstützung in den eigenen vier Wänden nicht leisten können, erhalten Hilfe von der Stadt Bern.
Immer mehr ältere Menschen möchten auch im hohen Alter selbständig in ihren eigenen vier Wänden verbringen und ein Leben in Würde leben. Dass das nicht immer einfach, und oft mit viel Aufwand verbunden ist, ist nichts Neues. Die Stadt Bern hat vor drei Jahren ein Pilotprojekt lanciert, das gerade das ermöglichen soll. In der Stadt Bern besteht die Möglichkeit, dass eine Person der Pro Senectute nach Hause kommt und abklärt, in welchen Bereichen Betreuung notwendig wäre. Viele Menschen im Alter erhalten Unterstützung von Angehörigen, von der Spitex, aber das reicht nicht immer. Oft braucht es auch noch Unterstützung im Haushalt, einen Mittagstisch und nicht zuletzt einen Notfallknopf, was zum Teil selbst bezahlt werden muss.
Das Ziel der Betreuungsangeboten, bzw. Betreuungsgutscheinen im Alter ist, finanzielle Lücken zu schliessen. Die Stadt Bern zahlt AHV-Rentnerinnen und AHV-Rentner mit tiefem Einkommen je nach Bedarf solche Dienstleistungen, wenn sie nicht über die Erwerbslosenleistungen oder Hilflosenentschädigungen bezahlt werden. Eine Person hat maximal 500 Franken pro Monat zu Gute. Die Auswertung des Pilotprojektes zeigte, dass die Gutschriften zwar nur vereinzelt ausgeschöpft werden. Die Gründe sind verschiedener Art: Bescheidenheit, die Betroffenen schätzen den Betreuungsbedarf tiefer ein als die Fachpersonen oder die Betroffenen erachteten dass, das Angebot nicht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sei. Es zeigte sich aber auch, dass mit 111 Kostengutsprachen die Nachfrage grösser, als erwartet war. Die Schlussauswertung des Pilotprojekts war dann auch sehr positiv. Das Projekt hat günstige Effekte auf den Erhalt von Lebensqualität und Selbständigkeit aufgezeigt. Die Gutsspracheempfänger/innen waren im Schnitt über 80 Jahre alt, lebten überwiegend alleine und waren zu zwei Dritteln Frauen.
Einer der grossen Vorteile des Projektes ist der niederschwellige Zugang. Die Seniorinnen und Senioren kommen auf eine einfache Weise in den direkten Kontakt mit den Fachpersonen, welche dann die Bedürfnisse aufnehmen und die passenden Lösungen suchen.
Aus dem dreijährigen Versuch soll nun ein festes Angebot werden. Der Stadtrat von Bern soll noch dieses Jahr über einen entsprechenden Kredit befinden. Zudem erhofft sich die Stadt Bern eine Signalwirkung. Es gibt auf kantonaler und nationaler Ebene noch keinen Konsens, wie man dem schon lange anerkannten Bedarf an Betreuung im Alter gerecht werden kann. Neben der Stadt Bern haben auch Luzern und der Kanton Waadt Pilotprojekte lanciert. Es ist zu hoffen, dass dies alles eine Signalwirkung für eine nationale Gesetzgebung sein könnte. Schön wäre es – und notwendig ebenfalls.
Verena Loembe, VASOS Vorstand