Ein denkwürdiger Tag für die «KlimaSeniorinnen Schweiz»!
Ausgabe: 05-2023 Datum: 25.05.2023
Thema: News
Norma Bargetzi-Horisberger, gebürtige Tessinerin, wohnhaft in Agno, hat persönlich an der Reise der KlimaSeniorinnen nach Strassburg zur Anhörung vor der grossen Kammer des EGMR, des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte teilgenommen und sagt, der 29. März 2023 ist ein denkwürdiger Tag für die KlimaSeniorinnen!
Was an diesem so denkwürdigen Tag Ende März 2023 geschah, erzählt uns nun Norma Bargetzi-Horisberger im nachfolgenden Interview. Norma Bargetzi verkörpert die Ideale der «KlimaSeniorinnen Schweiz» voll und ganz und wurde zu einer wertvollen Verfechterin derselben. Die Fragen stellt Marco Lafranchi, Vorstandsmitglied der VASOS.
Norma Bargetzi, wie haben Sie diesen Tag vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg erlebt?
«Eine besondere und tiefgreifende Erfahrung! Eine Flut von Unterstützenden, die uns begleiteten, uns zujubelten, applaudierten und uns bestätigten, wie wichtig unsere Reise war. Endlich das Gefühl zu haben, dass wir angemessen angehört wurden, vertreten durch ein Team von sehr gut vorbereiteten Anwältinnen und Anwälten, um unseren Fall vor dem Grossen Gericht zu verteidigen, dem wir gegenüberstanden. Welche Freude und Genugtuung! Wir warten nun auf das Urteil und sind zuversichtlich, dass die vielen Zeichen der Solidarität auch Ausdruck des kollektiven Willens sind, wirksame und effiziente Veränderungen für uns und die Generationen, die nach uns kommen, zu erreichen».
Das Urteil des Gerichts wird gegen Ende dieses Jahres, spätestens Anfang 2024 erwartet. Mit welchen Gefühlen würden Sie ein Urteil zu Ihren Gunsten begrüssen?
«Die konkreten Auswirkungen eines erfolgreichen Urteils in unserem Fall hängen davon ab, welche unserer Forderungen vom EGMR bestätigt werden, und auch davon, wie das Urteil konkret begründet wird. Sollte der EGMR eine Verletzung von Artikel 2 EMRK (Recht auf Leben) und/oder Artikel 8 EMRK (Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens) feststellen, müssten Bundesrat und Parlament die Menschenrechtsverletzung beheben und die entsprechenden Gesetze revidieren. Der EGMR kann diesbezüglich konkrete Hinweise geben, die wir beantragt haben».
«Ein erfolgreiches Urteil in unserem Fall wäre ein Präzedenzfall für alle 46 Staaten des Europarats, d.h. alle diese Staaten könnten sich auf dieses Urteil berufen und darauf zählen, dass das Gericht die im Fall der «KlimaSeniorinnen Schweiz» entwickelten Grundsätze wieder anwendet.»
Was gedenken Sie in der Zeit bis zum Urteil zu tun?
«Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, um das Bewusstsein für die Ursachen und Folgen des Klimawandels zu schärfen, mit dem wir konfrontiert sind und der das menschliche Leben, vor allem aber das zukünftiger Generationen, zunehmend gefährdet: Wir werden dies vor allem durch die aktive Teilnahme an Debatten, Demonstrationen, zivilgesellschaftlichen und politischen Aktionen tun».
Was können Sie abschliessend noch hinzufügen?
«Die Schweiz verfügt über die wissenschaftlichen Kenntnisse, die technischen Instrumente und die finanziellen Mittel, um kurzfristig wirksame und effiziente Massnahmen gegen die globale Erwärmung zu ergreifen. Wir können es uns nicht leisten, angesichts dieser Bedrohung nachlässig zu sein!»
Marco Lafranchi Vorstandsmitglied der VASOS im Interview mit Nora Bargetzi-Horisberger