Europäischer Tag der Solidarität unter den Generationen
Thema: Generationendialog, News
Am 29. April begehen wir den EU-Tag der Solidarität zwischen den Generationen, der 2009 zum ersten Mal ins Leben gerufen wurde.
Die aufeinanderfolgenden Krisen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, haben das Thema aktueller denn je gemacht und uns daran erinnert, wie wichtig die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den Generationen in einer zunehmend gespaltenen und ungleichen Gesellschaft ist.
„Die Alterung der Bevölkerung betrifft nicht mehr nur uns Ältere. Wir müssen das Potenzial der generationsübergreifenden Zusammenarbeit mit der Jugend zum Wohle aller gesellschaftlichen Gruppen nutzen.“ (Janez, Slowenien)
In Zeiten der Unsicherheit und multiplen Krisen wächst im öffentlichen Diskurs die Sorge um einen zunehmenden Verlust der sozialen Kohäsion und damit verbunden auch der Solidarität zwischen den Generationen. Aktuelle Trends zeigen denn auch, dass auf gesellschaftlicher Ebene wenig Berührungspunkte und mangelndes Wissen voneinander existieren, was die Gefahr eines Auseinanderdriftens birgt. Auf familialer Ebene wiederum gibt es zwar immer noch viel Generationensolidarität (z.B. familiale Care-Arbeit), aber diese kommt zunehmend an ihre Grenzen. Ein konstruktives Miteinander der Generationen von morgen ist eine dringliche Notwendigkeit und erfordert eine andere Denkweise, die eine systematische Generationenperspektive für Entscheide auf sozialer, betrieblicher und politischen Ebene impliziert. Es braucht Lösungsmöglichkeiten jenseits von Konfliktdiskursen, welche folgende Grund-sätze berücksichtigen:
- Akzeptieren der Realität, dass wir eine Mehr-Generationengesellschaft sind und der damit verbundenen Verschiedenheit innerhalb und zwischen den Generationen. Jede Generation hat ihre Stärken und Schwächen und ihre spezifischen Vorstellungen, wie sie ihr Leben gestalten will.
- Respekt und gegenseitige Anerkennung: Es braucht Wissen voneinander sowie die Sicherheit, dass unterschiedliche Werthaltungen nichts Bedrohliches sind, sondern ausgehandelt werden können. Unterschiedliche Werthaltungen können komplementär sein und sich gegenseitig bereichern. Die Generationenvielfalt muss genutzt werden, um zukunftstaugliche Modelle des Zusammenlebens zu finden.
- Partizipation: Gesellschaftliche Teilhabe für alle Altersgruppen ist ein Menschenrecht. Es darf keine Diskriminierung aufgrund des Alters in Politik, Kultur, Wissenschaft und auf dem Arbeitsmarkt geben. Die Förderung von Kontakten sowohl mit Gleichaltrigen als auch Leuten unterschiedlichen Alters, verbessert nachweislich das intergenerationelle Zusammenleben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Gesellschaftliche Probleme nicht vorschnell als Generationenprobleme etikettieren. Die Demografisierung sozialer Probleme lenkt vom Problem ab, schafft unnötige Spannungsfelder und verhindert Lösungen. Statt Altersunterschiede sollten vermehrt ungleiche Ressourcen thematisiert werden. Jede Generation hat die Verpflichtung, alles zu tun, was in ihrer Möglichkeit steht, um das Leben und die Lebensqualität aller Generationen zu sichern.
Der beste Weg, Altersdiskriminierung zu bekämpfen, ist die Förderung generationenübergreifender Solidarität und Zusammenarbeit. Regelmäßige Interaktionen zwischen Menschen unterschiedlicher Altersgruppen können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Vielfalt der Lebenssituationen innerhalb einer Altersgruppe und die gemeinsamen Herausforderungen zu stärken.
Prof. Pasqualina Perrig-Chiello für die
Schweizerische Gemeinnützige Gesellschafft SGG
Foto: Cup of Color
Quellen: sgg-ssup.ch / intergeneration.ch