Integration älterer Menschen und Intergenerationalität
Ausgabe: 10-2022 Datum: 01.12.2022
Thema: Generationendialog, News, Wohnen im Alter & Mobilität
ein Pilotprojekt im Tessin
Das Pilotprojekt zur Umgestaltung des öffentlichen Raums in Monte, einem kleinen Ortsteil von Castel San Pietro, der sich an die Hänge des Muggiotals schmiegt, hat auch ausserhalb des Kantons Tessin grosse Beachtung gefunden.
Das Interesse an dieser Initiative, die ein Novum auf nationaler Ebene darstellt und den zweiten Preis beim Eulen Award gewonnen hat – einem renommierten Wettbewerb, der innovative Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen älterer Menschen auszeichnet – besteht darin, konkrete Massnahmen vorzuschlagen, die den Bewohnern das Leben erleichtern und die Ortschaft in ein Dorf im Zeichen der Generationenvielfalt verwandeln, in dem das Gemeinschaftsleben eine wichtige Rolle spielen kann.
Das Projekt, das inzwischen zu einem vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE und acht weiteren Bundesämtern auf Bundesebene anerkannten Modellprojekt der nachhaltigen Landentwicklung geworden ist, hat im Laufe seiner Entwicklung einen generationenübergreifenden Charakter angenommen, weil durch den Austausch zwischen den Generationen die sozialen Bindungen geschaffen werden können, die für ein angenehmes Wohnen in den kleinen Dörfern unserer Täler grundlegend sind.
Wie im Technischen Projektbericht der ETH-Architekten Tiziano Schürch und Rina Rolli zu lesen ist, “hängt das Wohlbefinden des alternden Menschen von zahlreichen Faktoren ab, die das Wohlbefinden der Gesellschaft als Ganzes bestimmen. Die Verbesserung der Lebensbedingungen älterer Menschen bedeutet daher, alle Bevölkerungsgruppen einzubeziehen und das Gebiet in seiner Komplexität zu betrachten. Mit dem Projekt soll dieses Ziel durch eine Reihe kleiner architektonischer Eingriffe erreicht werden, die die dynamischen, sozialen, landschaftlichen, historischen und wirtschaftlichen Komponenten des Ortsteils Monte aufwerten. Sich für die in Monte lebenden älteren Menschen einzusetzen, bedeutet daher, Aspekte des Dorfes und seines Territoriums zu berühren, die über das Individuum hinausgehen und eine gemeinschaftliche Dimension berücksichtigen“.
Was soll erreicht werden?
In Anlehnung an den oben genannten Bericht “wird der Vorschlag durch die Idee eines multifunktionalen und generationenübergreifenden Weges realisiert. Zwölf miteinander verbundene Sehenswürdigkeiten und Treffpunkte bilden eine Route, die die Bedürfnisse älterer Menschen mit den Interessen von Kindern, Erwachsenen, Einwohnern und Besuchern von Monte verbindet.
Die Interventionspunkte sind: der Zugang zu Monte, das Zentrum, der Dorfladen (La Butega), die Trockenmauern, der Brunnen, der Friedhof, das Waschhaus, das Gemeindehaus, der Kirchplatz und die Kapelle St. Joseph, der ZEIC-Brunnen und die Taverne mit der Boccia-Bahn.
Jede vorgeschlagene Massnahme und jeder Punkt der Route ist so konzipiert, dass die Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen miteinander verbunden werden und ihre Interaktion gefördert wird. Die architektonischen Elemente selbst sind so konzipiert, dass sie mehrere Funktionen erfüllen und sich an mehrere Personengruppen richten. Das Geländer zum Beispiel wird sowohl als Stützelement für ältere Menschen als auch als Spielelement für Kinder dienen.”
Vom Papier zur Realität
Die Route wird entlang der Hauptfussgängerstrassen des Dorfes verlaufen. Sie soll in erster Linie die Fortbewegung älterer Menschen erleichtern, aber auch eine Art Begegnungsstätte schaffen, in der sie mit anderen Altersgruppen in Kontakt treten können.
Gleichzeitig wird die Route durch Spielmöglichkeiten für Kinder, die Schaffung von Treffpunkten und Erholungsmöglichkeiten sowie die Aufwertung historischer Spuren in der Umgebung auch für Familien und Besucher attraktiv. Die Strecke wird durch mehrere miteinander verbundene Elemente gekennzeichnet sein: Das Geländer, das in den steilsten Strassenabschnitten angebracht ist, wird eine durchgehende Präsenz sein, fast ein “fil rouge”, der die verschiedenen Punkte der Strecke verbindet. Die in regelmässigen Abständen aufgestellten Bänke werden die Möglichkeit bieten, sich auszuruhen und/oder sich zu treffen; der durch teilweises Abfräsen der Pflasterung neu hergestellte Belag wird die Fortbewegung von Fussgängern, Rollstühlen und Kinderwagen erheblich erleichtern. Entlang der Strecke werden achtzehn Erläuterungstafeln angebracht, die eine Auswahl von Anekdoten, Erklärungen und Illustrationen bieten.
Marco Lafranchi, Vorstand VASOS