Rentner*innen müssen über das Pensionsalter hinaus arbeiten, weil sie nicht mehr über die Runde kommen
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Knapp 300'000 Personen über 65 Jahre leben in der Schweiz an der Armutsgrenze
Viele von ihnen arbeiten nach der Pension weiter, um durch den Monat zu kommen. Weil sich Pensionierte bei Ergänzungsleistungen genieren, setzen sie vermehrt auf Nebenverdienste.
Ein Kaffee für 4 Franken? Liegt nicht drin. Ein Restaurantbesuch? Bleibt wohl für immer ein Traum. Ausser, jemand anderes bezahlt. Jeder Rappen zählt: Für knapp 300’000 Rentner in der Schweiz ist das die Realität. Diese Personen leben an der Armutsgrenze, wie eine Studie von Pro Senectute, der Fachorganisation für Altersfragen, zeigt.
Das Problem betrifft jeden fünften Rentner in der Schweiz. Ganze 20 Prozent der Personen im Pensionsalter gelten mit einem Einkommen unter 2‘506 Franken pro Monat arm oder armutsgefährdet. 13,9 Prozent unterschreiten sogar die Armutsgrenze mit ihrem Einkommen von weniger als 2‘279 Franken.
Es sind Zahlen, die alarmieren. Stark betroffen von den schlechten Renten sind laut Pro Senectute Frauen und ausländische Staatsangehörige. Aber auch Personen mit tiefer Bildung sowie Menschen, die auf dem Land wohnen, laufen eher Gefahr, nach der Pensionierung zu wenig zu haben.
«Für betroffene Personen bedeutet das viel Stress am Ende des Monats. Sie wissen nie, ob das Geld ausreicht, um alles zu bezahlen», sagt Alexander Widmer, Mitglied der Geschäftsleitung von Pro Senectute Schweiz. Wer sich in solch einer Situation befindet, dem kann in der Regel die Fachorganisation weiterhelfen. «Das Wichtigste ist, sich bei uns zu melden und mit uns zusammen alle Möglichkeiten zu prüfen», erklärt Widmer.
Pro Senectute bemerke bei Beratungen beispielsweise, dass viele Ältere finanziellen Anspruch auf Ergänzungsleistungen hätten, ohne dies zu wissen. Gewisse Senioren würden die Leistungen jedoch gar nicht wollen, obwohl es ihnen finanziell schlecht geht. «Es gibt Personen, die sich genieren, Ergänzungsleistungen zu beantragen», erklärt Widmer. Viele von ihnen versuchen, noch mehr bei den Ausgaben des Alltags zu sparen oder sie suchen sich einen Nebenverdienst, um ihre Rente aufzubessern.
«Ob man arbeiten kann, hängt von den Fähigkeiten sowie dem Gesundheitszustand ab». Und: Auch wer noch einige Jahre tätig sein könne, komme irgendwann an die eigenen Grenzen. Abgesehen davon sei es nicht das Ziel der Pensionierung, weiterarbeiten zu müssen. «Nach über 45 erwerbstätigen Jahren hat man sich den Ruhestand verdient», ist Alexander Widmer überzeugt. Der Ansatz, den Pro Senectute verfolgt, ist, den armutsgefährdeten Rentnerinnen aufzuzeigen, welche sozialversicherungstechnischen Möglichkeiten sie hätten.
Auskünfte und Beratungen: prosenectute.ch
Quelle: Watson