Salutogenese für Pensionierte
Thema: News
Notfallsituationen und sinnvolle Reaktionen.
Vor dem Abschluss meiner Serie über das Gesundbleiben für Pensionierte möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Text keinen Anspruch auf absolute Wahrheit stellt, sondern meine Kenntnisse aus Studium und Hausarzttätigkeit sowie meine Lebenserfahrungen widerspiegelt. die sich erst noch weiterentwickelt haben in den letzten acht Jahren, seit der ersten Auflage der Salutogenese für die deutschsprachige AVIVO. Verfestigt hat sich meine Überzeugung, ein grosser Teil der Salutogenese erfordert politische Interventionen für eine bessere Bildung und einen existenzsichernden Alltag. Einerseits erreichen wir zusammen immer mal wieder Verbesserung wie die 13. AHV-Rente und andererseits stellt ein politisches Engagement – in der VASOS und der AVIVO natürlich! – eine effiziente Vereinsamungs-Prophylaxe dar.
In der letzten Folge gehe ich nun noch kurz auf die sinnvollsten Reaktionen bei konkreten Notfallsituationen ein.
Es blutet!
Die blutende Stelle sofort so weit wie möglich über das Herzniveau (= linke Brustwarze) halten, also beim Schnitt in den Finger die Hand aufstrecken wie in der Schule. Bei der Blutung am Fuss auf den Rücken liegen und das Bein der Wand entlang nach hoben halten.
Warum? Blut fliesst nicht ohne weiteres aufwärts, darum hört es rascher auf zu bluten! Zusätzlich noch den Daumen oder Mittelfinger direkt und kräftig auf die Wunde drücken. Der Druck verschliesst das Leck, drum hört es rascher auf zu bluten! Erst wenn’s nicht mehr blutet (nach ca. 5 – 10 Minuten) sucht man dann ein Pflaster, träufelt ein paar Tropfen Betadine® auf das Pflasterkissen und klebt es auf die Wunde. Eine Blutung am Fuss oder Unterschenkel braucht Hilfe von Dritten.
Sich verbrannt!
Sofort – innert Sekunden, nicht Minuten! – kühlen, am besten mittels einem Cold Pack.Ein solches (oder mehrere) sollte sich in jedem Haushalt im Eisfach befinden! Mit Eiswürfeln funktioniert es auch, alles wird aber nass. Kaltes Wasser hilft weniger, ist besser als nichts. Die Kühlung sollte mindestens 10 – 15 Minuten ununterbrochen erfolgen.
Warum? Verbrennungen machen eine Entzündung der Haut, je nach Hitzegrad und Verbrennungsdauer erstgradig (entspricht sie einem Sonnenbrand), zweitgradig (da gibt es Brandblasen) und bei drittgradigen Fällen ist Fleisch unter der Haut verbrannt, was zu Vernarbungen führt. Das gehört notfallmässig in ärztliche Hände! Genügend lange und intensive Kühlung reduziert die Schmerzen bei erstgradigen Verbrennungen und verhindert allenfalls Brandblasen!
Etwas angeschlagen!
Wer den Kopf an der offen gelassenen Küchenschranktüre anschlägt drückt sofort (innert Sekunden, nicht Minuten!) mit Daumen oder Mittelfingerbeere 5-10 Minuten lang so stark wie möglich auf die angeschlagene Stelle – auch wenn’s weh tut!
Warum? Durch den Schlag platzen kleine Blutgefässe unter der Haut und bluten dort so lange weiter, bis die Haut sich nicht mehr dehnen kann, dann steht die Blutung. Mit dem Fingerdruck verhindert man sowohl eine Beule wie auch ein bläuliche Unterhautblutung. Wenn’s zusätzlich noch blutete, kommt später dann das Betadine®–Pflaster drauf.
Frieren!
Wer frierend am ganzen Körper nach Hause kommt geht sofort (innert weniger als zwei Minuten) warm duschen, mindestens 5 Minuten lang. Bei einzig kalten Füssen reicht (auch sofort) ein heisses Fussbad im Plastikbecken. Erst dann die Einkaufstasche leeren! Damit erhöht man die Chancen, ab nächstem Tag nicht eine Woche lang erkältet zu sein.
Mücken- oder Brämenstich!
Sobald man es realisiert, je früher desto besser, bis etwa 15 bis 30 Minuten danach nässt man die betroffene Stelle mit Wasser oder Speichel und fährt mit einer alkalischen Seife (z.B. die kleinen Hotel-Gratisseifen) solange im Nassen herum, bis sich ein Seifenfilm gebildet hat. Diesen konzentriert man mit dem Finger über der Stichstelle und lässt ihn trocknen (Blasen!). Nach 15 Minuten juckt es nicht mehr und bald sieht man auch nichts mehr.
Warum? Alle Insektengifte sind Abkömmlinge der Ameisensäure, also sauer. Eine alkalische Seife neutralisiert die Säure, gleich wie der ebenfalls alkalische Ammoniakstift (den man aber nie bei sich hat).
Wespen am Esstisch!
Wenn man im Sommer draussen isst, sind die gelb-schwarz gestreiften Profiteure äusserst lästig. Da wir für sie keine Beutetiere sind. stechen sie grundsätzlich nur, wenn sie sich angegriffen fühlen, wenn man aufgeregt nach ihnen schlägt, sie unabsichtlich mit Arm oder Rücken einklemmt oder sie gar in den Mund kriegt. Ein die Wespen schonendes, billiges und effizientes Mittel sie loszuwerden ist ein Wassersprüher wie man ihn etwa zum Bügeln braucht. Wenn man die Wespen (nicht den Tischnachbarn!) trifft, fliegen sie sofort für ein Weilchen weg, weil sie meinen, es regne.
David Winizki, Hausarzt
Mitglied von VASOS und AVIVO