Tessin: Wirksame Massnahmen für den Verbleib älterer Menschen zu Hause
Ausgabe: 05-2022 Datum: 31.05.2022
Thema: Gesundheit, Sozialpolitik, Wohnen im Alter & Mobilität
Der Kanton Tessin ist, zusammen mit einigen anderen Kantonen der Schweiz, insbesondere der Romandie, Vorreiter bei der integrierten Pflegeplanung für die Pflege und Betreuung älterer Menschen
Der integrierte Ansatz ermöglicht es, die traditionelle Trennung zwischen den drei grossen Sektoren, die diesen Bereich betreffen, zu überwinden: die “klassische” stationäre Pflege in Altenheimen (AH), die Leistungen der häuslichen Pflege- und Betreuungsdienste (HPBD) und die Leistungen der Unterstützungsdienste (UD) sowie die direkten Hilfsmassnahmen (HM), die dazu beitragen, dass die älteren Menschen zu Hause bleiben.
Hilfe und Pflege zu Hause + Massnahmen für den Verbleib älterer Menschen zu Hause
In diesem Newsletter werden die Dienstleistungen des Sektors für häusliche Pflege und Betreuung (HPBD) und des Sektors für häusliche Pflege (UD) behandelt, die in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollen, um den neuen Trends gerecht zu werden, wonach ältere Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben möchten.
Eines der Probleme im Zusammenhang mit der häuslichen Pflege und Betreuung durch das Personal von Pflegediensten im öffentlichen Interesse betrifft die Kosten, die den Leistungsempfängern in Rechnung gestellt werden. Diese liegen je nach finanzieller Situation der betroffenen Person zwischen mindestens 25 und maximal 50 Franken pro Stunde. Die Anwendung der Gebührenordnung erfordert jedoch einen erheblichen Verwaltungsaufwand für die Leistungserbringer und hält mittlere und hohe Einkommensgruppen von der Beantragung von Leistungen ab. Aus diesem Grund werden derzeit neue Berechnungsmethoden untersucht, die in den kommenden Jahren eingeführt werden sollen.
Familienhelfer:innen: eine zu überprüfende und zu optimierende Rolle
Die Leistungen von Familienhelfern, die in der häuslichen Pflege älterer Menschen tätig sind und die Leistungen professioneller Dienste ergänzen, sollen ebenfalls auf der Grundlage bestimmter Probleme, die bei ihrer Arbeit aufgetreten sind, überprüft werden. Tatsächlich fällt es vielen Familien schwer, die Rolle des Arbeitgebers zu übernehmen, was dazu geführt hat, dass Arbeitsvermittlungsagenturen entstanden sind, die gegen eine Gebühr Verwaltungsdienstleistungen anbieten. Die Anwendung der Gebührenordnung erschwert Menschen mit durchschnittlichem Einkommen, die nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen und keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. (Doch für tiefe bis mittlere Einkommen wird das Angebot so kaum finanzierbar.) Diese und andere Probleme haben den Kanton dazu veranlasst, neue Versuche zu starten, um die Parameter zu definieren, innerhalb derer Leistungen anerkannt werden können.
Die Rolle der therapeutischen Tageszentren
Für den spezifischen Bereich der häuslichen Pflege älterer Menschen ist eine Erhöhung der Unterbringungskapazität in therapeutischen Tageszentren (CDT) vorgesehen. Diese Zentren zielen darauf ab, die Ressourcen und Restfähigkeiten der Nutzer zu erhalten, die häusliche Pflege zu unterstützen und die pflegenden Familienangehörigen teilweise zu entlasten. In den kommenden Jahren sollen diese Einrichtungen zusammen mit denjenigen, die Aufgaben der Sozialhilfe übernehmen, durch eine Ausweitung der Dienstleistungen auf das gesamte Kantonsgebiet erheblich ausgebaut werden.
Direkte Hilfe: eine wichtige Ergänzung zum Verbleib älterer Menschen zu Hause
Eine weitere Massnahme, bei der das Tessin eine Vorreiterrolle in der Schweiz einnimmt, um den Verbleib älterer Menschen zu Hause zu fördern, ist die direkte Unterstützung durch die Gewährung von Zulagen für Schwerbehinderte. Die Ergebnisse einer Studie zeigen, dass die Empfänger von Direktbeihilfen die von ihnen in Anspruch genommenen Dienstleistungen positiv bewerten, da diese sich positiv auf ihre Lebensqualität auswirken, aber teilweise von der Teilnahme an Tageszentren und geschützten Werkstätten abhalten. Aus diesem Grund erwägt der Kanton Massnahmen, um die Wirksamkeit der Direkthilfe zu fördern und die teilweise negativen Anreizeffekte für den Besuch von Tagesstätten, die ein wichtiger Pfeiler zur Förderung des Verbleibs älterer Menschen zu Hause sind, abzuschwächen.
Marco Lafranchi, Vorstand VASOS FARES