Wohnen im Alter
Ausgabe: 08-2024 Datum: 22.08.2024
Thema: News, Wohnen im Alter & Mobilität
In der heutigen Gesellschaft haben Menschen unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse, wie sie wohnen wollen. Dies zeigt sich über alle Generationen
Es ist erfreulich, dass heute viele Menschen in der Lage sind, sehr lange Zeit eigenständig zu wohnen und selbstbestimmt zu leben. Sie machen sich oft erst dann Gedanken über das Wohnen im Alter, wenn sie dazu gezwungen werden, sei es aus gesundheitlichen Gründen oder weil sie die angestammte Wohnung verlassen müssen. Der Philosoph Wilhelm Schmid hat in seinem Buch „Gelassenheit – Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“ festgehalten, dass es wichtig ist, sich frühzeitig Gedanken übers Wohnen im Alter zu machen: Alt werden selbst die, die immer jung waren!
Es wäre klug, beizeiten geeignete Räume dafür zu suchen und zu schaffen, sich die möglichen kommenden Zustände und die entsprechenden Bedürfnisse vorzustellen und sich zu fragen:
In welchem Umfeld würde ich gerne alt werden?
– In einer generationengemischten Nachbarschaft?
– In einer Alterswohnung / mit oder ohne organisierte Dienstleistungen?
– In einer Clusterwohnung?
– In einer Hausgemeinschaft?
– Oder in einer anderen Wohnform?
In der heutigen Gesellschaft haben Menschen unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse, wie sie wohnen wollen. Dies zeigt sich über alle Generationen. Die sich laufend entwickelnde Palette an verschiedenen Wohnkonzepten für älter werdende Menschen ist ein Ausdruck dieser Vielfalt. Je grösser der Mehrwert eines (Alters-) Wohnangebots und Dienstleistungsangebots bei Bedarf, soziale Einbindung in lebendige Nachbarschaft, Nähe zu Grundversorgung, Anbindung an den öffentlichen Verkehr – umso eher wird sich jemand für einen Wohnungswechsel entscheiden. Zentral ist jedoch die Frage, ob geeigneter Wohnraum vorhanden und bezahlbar ist. Die Kostenfrage spielt für viele ältere Menschen eine wichtige Rolle.
Wohnen in der angestammten Wohnung
Alternde Menschen möchten lange wie möglich selbstständig bleiben. Viele dieser Menschen möchten in ihrer seit langem bewohnten Wohnung alt werden. Sie fühlen sich dort wohl und können sich in der vertrauten Umgebung und ihrem sozialen Netz bewegen. Autonomie und Selbstständigkeit sind ihnen wichtig. Mit zunehmender Fragilität können sie im besten Fall auf Unterstützung aus der Nachbarschaft und dem sozialen Netz zählen. Befinden sich Infrastrukturen für die Grundversorgung in der Nähe und sind diese auch hindernisfrei erreichbar, ist die selbstständige Lebensführung bei zunehmender Einschränkung der Mobilität länger möglich. Ambulante Pflegeleistungen werden bei Bedarf privat organisiert und über eine Spitex abgedeckt und gemäss Krankenversicherungsgesetz KVG abgerechnet.
Unterstützung im Haushalt und Betreuungsleistungen müssen ebenfalls privat organisiert und in der Regel nach Aufwand bezahlt werden (ist im Einzelfall zu klären). Mit fortschreitender Fragilität und bei Pflegebedarf sind die Selbstständigkeit und die Möglichkeit der Teilhabe zunehmend abhängig von der Hindernisfreiheit der Wohnung bzw. des Wohngebäudes und der direkten Umgebung.
Damit Pflege und Betreuung von familiärer und privater Seite gewährleistet werden können, darf man nicht von Gratis-Freiwilligenarbeit ausgehen. Diese muss von den Kantonen und vom Bund entsprechend finanziell unterstützt werden, was leider noch nicht der Fall ist.
Thomas Grünwald, Mitglied Vorstand VASOS