Zum Tag der Patientensicherheit
Ausgabe: 09-2021 Datum: 30.09.2021
Thema: Gesundheit
Fragen der Patientensicherheit betreffen uns alle, Menschen im Alter aber ganz besonders
So kommt es oft zu Medikationsfehlern mit gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen und erheblichen Kostenfolgen für unser Gesundheitssystem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den 17. September zum Welttag der Patientensicherheit erklärt.
Unser Gesundheitssystem erbringt Spitzenleistungen – und doch zeigen sich immer wieder auch Sicherheitslücken z.B. bei Medikamenten. Einsame Senioren bekommen oft“ Hochrisiko-Medikamente“ titelt Dr. med. Martina Frei am 14. 8. 21 in einem Artikel. Denn alte Menschen, die sich einsam fühlen, nehmen offenbar doppelt so oft Schlafmittel, angstlösende Medikamente, Antidepressiva und erhalten öfter Schmerzmittel und Morphium-ähnliche Wirkstoffe. Viele dieser Wirkstoffe werden medizinisch als problematisch, gerade für Seniorinnen und Senioren, beurteilt. Sie erhöhen das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen und wirken geistig beeinträchtigend.
Andererseits zeigen Versicherungsdaten, dass gut ein Fünftel der Schweizer Pensionierten mehrere Medikamente bekommen, die wegen möglicher Interaktionen eigentlich nicht gleichzeitig eingenommen werden sollten. In Alters- und Pflegeheimen nehmen gar 86% der Bewohnenden täglich mehrere Medikamente ein, stellt die „Schweizerische Stiftung für Patientensicherheit“ fest. Diese sog. Polypharmazie birgt erhebliche Risiken, die zu Spitaleinweisungen oder gar zum Tod führen können. Dabei liessen sich 60% dieser unerwünschten Arzneimittelwirkungen verhindern.
Allgemein ist die Rate schwerer Medikationsrisiken im Alter viel höher als Zulassungsstudien dies belegen (Dr.med. Martina Frei). Denn Arzneimittel werden vorwiegend an jüngeren, gesunden Personen getestet, und zwar meist nur an Männern, wodurch sich die Risiken für Frauen, insbesondere auch für ältere Frauen noch zusätzlich verschärfen. Grundsätzlich sind in medizinischen Studien alte Menschen chronisch untervertreten. Andererseits erhalten gerade sie in der Praxis die meisten Medikamente. Dieselbe Problematik der mangelnden Testung gab es bisher auch bei Kindermedikamenten. Sie wurde von der Politik im Rahmen der Revision des Heilmittelgesetzes gelöst. Warum nicht endlich auch für die Medikation im Alter?
Bea Heim, Präsidentin VASOS FARES