Armut bei älteren Menschen: Eine inakzeptable Situation in unserem wohlhabenden Land!
Ausgabe: 09-2023 Datum: 26.09.2023
Thema: News, Sozialpolitik
In der Schweiz gelten 14% der Seniorinnen und Senioren als arm.
Viele von ihnen trauen sich nicht, ergänzende Leistungen zu beantragen. Andere verzichten, weil sie bürokratische Schwierigkeiten befürchten. Im nächsten Jahr ist es daher unerlässlich, für die 13. AHV-Rente zu stimmen.
Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeigt, dass im Jahr 2022 14% der älteren Menschen weniger als 2‘279 Franken pro Person und Monat zur Verfügung hatten. Sie gelten daher als arm.
Es sei daran erinnert, dass viele Rentnerinnen und Rentner mit ihrer alleinigen AHV-Rente nicht auskommen können. Frauen sind benachteiligt, da sie aufgrund niedrigerer Gehälter “logischerweise” geringere Renten erhalten. Ein Drittel von ihnen konnte wegen unzureichender Einkommen nicht in die zweite Säule einzahlen. Hinzu kommt, dass verheiratete Paare nur 75% ihrer Rente erhalten und nicht jeder eine volle Rente bekommt.
Die knapp angenommene AHV-Reform letztes Jahr wird Frauen zwingen, ein Jahr länger zu arbeiten, obwohl immer noch so viele Ungleichheiten bestehen, angefangen bei den Lohnunterschieden, die tendenziell sogar zunehmen.
Auch für Männer wäre es unfair, das gesetzliche Rentenalter zu erhöhen, wie es eine Initiative der Liberalen-Radikalen vorsieht, ohne der körperliche Belastung der Arbeit im Berufsleben zu berücksichtigen. Kommt hinzu, dass ein 30-jähriger Mann mit nur obligatorischer Schulbildung eine um vier Jahre niedrigere Lebenserwartung hat als ein Mann desselben Alters mit tertiärer Ausbildung.
Menschen deren Renten zum Leben nicht ausreichen, haben ein grundsätzlich ein Anrecht auf Ergänzungsleistungen. Diese sind allerdings zu beantragen und werden leider nicht automatisch gewährt.
Es ist daher unerlässlich, die Verwaltungsverfahren zu vereinfachen und umfassende, nicht stigmatisierende Informationen über das Recht und die Möglichkeit, diese Leistungen zu erhalten, bereitzustellen.
Im nächsten Jahr werden wir über das Gewerkschaftsinitiative für eine 13. AHV-Rente abstimmen. Dieses Projekt würde den Seniorinnen und Senioren mit tiefen Renten die dringend benötigte Unterstützung bieten. Alles wird teurer. Die Krankenkassenprämien steigen massiv, aber auch die Mieten und Heizkosten. Es ist schlicht unerlässlich, der 13.AHV zuzustimmen.
Laurence Fehlmann Rielle, Nationalrätin Genf / Mitglied der VASOS