Digitalisierung des Billetverkaufs im öffentlichen Verkehr:
Ausgabe: 01-2024 Datum: 18.01.2024
Thema: News, Wohnen im Alter & Mobilität
Die Seniorinnen und Senioren bleiben aussen vor
Getrieben vom Sparappell des Bundes und unter dem Druck des nahen Lebensendes der Billetautomaten treiben die Unternehmungen des öffentlichen Verkehrs zusammen mit den Kantonen die Digitalisierung des Billetverkaufs voran. Ziel ist es, möglichst alles über das Smartphone abzuwickeln und jedenfalls von den Papiertickets wegzukommen. Allenfalls könnten noch Plastikkarten (SwissPass, Kreditkarten) zum Einsatz kommen.
Besonders weit treibt es der Zürcher Verkehrsverbund, wo Billette nur auf die App oder aber telefonisch auf den SwissPass geladen werden können – wehe allen, die kein Smartphone besitzen. Auch alle Rabatte sind nur über die App erhältlich.
Um die Interessen gerade auch der älteren öV-Nutzenden zu wahren muss das Schweizer Tarifsystem überall folgende Bedingungen erfüllen, wofür sich VASOS einsetzen muss:
- Tiefe Einstiegshürden: Alle Menschen haben einfachen Zugang zum öV. Mobilität ist für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zentral. Der öV spielt dabei eine wichtige Rolle und der Zugang muss für alle Menschen auf einfache Art gewährleistet sein. Besonderes berücksichtigt werden müssen dabei folgende Gruppen:
– Menschen ohne Zugang zu einem Smartphone (z. B. Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen)
– Menschen, die den öV (noch) nicht regelmässig nutzen und sich mit dem Billetsystem kaum auskennen
- Wer mit Bargeld bezahlt, darf nicht benachteiligt werden. Konsumentinnen und Konsumenten müssen beim Zahlungsmittel freie Wahl haben. Insbesondere die Zahlung mit Bargeld oder auf Rechnung muss gewährleistet sein und darf gegenüber digitalen Zahlungsmitteln nicht benachteiligt werden; weder über den Preis (z. B. indem Rabatte nur online erhältlich sind), noch über eingeschränkte Möglichkeiten des Billetkaufs (z. B. Reduktion der Billettautomaten oder Schalter).
- Anonymes öV-Fahren muss möglich bleiben. Seit Jahrzehnten können Reisende den öV benutzen, ohne sich dabei ausweisen zu müssen. Es muss darum weiterhin möglich sein, ohne grösseren Aufwand anonym im öV unterwegs zu sein – beispielsweise mit ausgedruckten Billetten, Bargeldzahlungen und ohne Zugangskontrollen. Sind diese Systeme nicht mehr gewährleistet, muss die öV-Branche Alternativen entwickeln, welche anonymes Zugfahren gewährleisten.
Christoph Wydler, Mitglied VASOS und Arbeitsgruppe Wohnen im Alter & Mobilität der VASOS