Pflegeheime als Profitmaschine – auch in der Schweiz?
Ausgabe: 09-2023 Datum: 26.09.2023
Thema: Gesundheit, Wohnen im Alter & Mobilität
In Europa machen globale Konzerne und Investoren das grosse Geschäft mit Alters- und Pflegeheimen.
Globale Investoren kaufen Alters- und Pflegeheime sowie Arztpraxen auf, setzen den Rotstift an und verkaufen sie mit Gewinn weiter, schreibt Werner Vontobel kürzlich in einem Artikel und stützt sich dabei auf eine Recherche von „Investigate Europe“.
In Europa machen globale Konzerne und Investoren das grosse Geschäft mit Alters- und Pflegeheimen. Mit den anhaltenden Niedrigzinsen und der raschen Alterung der Bevölkerung bietet sich der Finanzbranche eine einzigartige Konstellation für hohe und sichere Profite. Der Markt wächst unablässig und der wichtigste Kunde ist der Staat, der die meist über Ergänzungsleistungen finanzierten Heimkosten selbst in Krisenzeiten immer zahlt. In der Folge rollen Finanzjongleure den Markt nach und nach auf. Sie kaufen Pflegeheime an guter Lage mit dem Ziel deren Wert durch Sparen und Expansion auf Pump zu steigern, um sie dann mit hohem Gewinn weiter zu verkaufen.
Als neue, teilweise unbekannte Besitzer setzen sie die Heime finanziell unter Druck um die Rendite zu steigern:
- Sie erhöhen die Pacht und drohen mit Kündigung sollte dem neuen Preis nicht stattgegeben werden;
- Sie drücken die Personalkosten um die Rendite zu steigern, ohne Rücksicht auf die resultierende Qualitätsverschlechterung in Pflege und Betreuung.
Mit anderen Worten – privates Gewinnstreben auf Kosten des Pflegepersonals und der alten pflegebedürftigen Menschen im Heim.
Diese besorgniserregende Entwicklung gibt es auch in der Schweiz. Wo bleibt die Aufsicht? Ist es nicht mehr wichtig, dass man im Alter auf gute Pflege zählen kann? Sind wir schon so weit, dass die Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren gegen private Gewinne ausgespielt wird?
Wir wehren uns vehement gegen eine solche Haltung und plädieren für Menschlichkeit, auch für ältere Personen, die in ihrem langen Leben viel zum Wohlstand unserer Gesellschaft beigetragen haben.
Inge Schädler, Vizepräsidentin VASOS