Soziale Isolation erhöht Demenzrisiko
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Es gibt Hinweise darauf, dass soziale Isolation das Risiko eines kognitiven Rückgangs erhöht.
Die Universitätsmedizin Leipzig untersuchte zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften die Folgen der sozialen Isolation für die Gehirnleistung. Diese Studie kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
Es gibt Hinweise darauf, dass soziale Isolation das Risiko eines kognitiven Rückgangs erhöht. Um das genauer zu erforschen, wurde eine Längsschnittstudie mittels Magnetresonanz-Tomographie (MRT) durchgeführt. Die Forschenden fanden heraus, dass die soziale Isolation mit schlechteren kognitiven Funktionen (Gedächtnis, Geschwindigkeit des Denkens, Kontrollfähigkeit) verbunden ist, was dann wiederum zu einer noch grösseren sozialen Isolation führt.
Die soziale Isolation trägt zum kognitiven Abbau bei. Andererseits lässt sich das Demenzrisiko durch die Förderung sozialer Netzwerke verringern. Erstaunlich ist, dass der durch soziale Isolation bedingte Abbau bereits ab dem Alter von 50 Jahren beginnt.
Veronica Witte, Mitautorin der Studie, meint: “Wir konnten Hinweise finden, dass die vom Lebensstil abhängige Veränderung des Gehirns schon ab dem Alter von 50 Jahren von Bedeutung ist. Deshalb sollten Präventionsmassnahmen gegen den kognitiven Abbau bereits sehr früh starten.”
Weiter, “Die Ergebnisse untermauern die Relevanz sozialer Isolation für Demenz, eine schwere Erkrankung, an der weltweit viele Millionen Menschen leiden. Die Studie bietet wichtige Informationen für den Erhalt der Gesundheit der Bevölkerung und das individuelle Wohl der Menschen. Darüber hinaus können wir durch unsere Erkenntnisse auf die Bedeutung hinweisen, soziale Isolation effektiv zu bekämpfen und präventiv gegen Demenz vorzugehen”.
Bereits im Jahr 2021 machten chinesische Wissenschaftler an der Fudan Universität in Shanghai eine Studie zum Thema. Sie fanden heraus, dass das erhöhte Demenzrisiko unabhängig davon ist, ob sich Betroffene subjektiv einsam fühlen oder nicht. Sie konnten zeigen, dass die tatsächliche Isolation und nicht das Gefühl der Einsamkeit ein unabhängiger Risikofaktor für die Demenz ist.
Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von sozialer Isolation und Einsamkeit ist dies ein schweres Problem für die öffentliche Gesundheit.
Es wäre zu hoffen, dass die Politiker:innen entsprechende Konsequenzen aus solchen Studien ziehen und den psychosozialen Aspekten der Betreuung die dringend nötige Aufmerksamkeit schenken würden. Doch leider sieht es nicht danach aus.
Im Moment läuft bis zum 23. Oktober die Vernehmlassung für ein Gesetz betr. Ergänzungsleistungen für betreutes Wohnen. Der Vorschlag des Bundesrats nimmt kaum Rücksicht auf die Erkenntnisse, wie wichtig die psychosoziale Betreuung ist. Der Schweizerische Seniorenrat SSR, dem die VASOS angehört, hat denn auch dieses Manko in der Vernehmlassungsantwort kritisiert.
Rolf Schneider, Delegierter der VASOS im SSR