Zum Tag des Alters
Datum: 03.10.2023
Thema: News
Die Alterspolitik sollte viel stärker auf das Potenzial des Alters setzen
In Gstaad, dem noblen Alpendorf trifft sich was Rang und Namen hat. Zum Tag des Alters sind es Ultra Reiche, die am liebsten ewig leben möchten. An der sog. Longevity Conference treffen sich dieser Tage Investoren, Start-Up-Unternehmen und Leute aus der Wissenschaft, um ihrem Traum vom ewigen Leben zu frönen.
Worauf sonst nur Gläubige hoffen dürfen, ist scheinbar für bares Geld zu haben, freilich nur dann wenn dieses gleich millionenweise verfügbar ist. Und das Geschäft boomt: „The Longevity Investors Conference gathers together a selected audience of the most prominent investors in the field”.
Dabei gäbe es weiss Gott sehr viele andere und dringlichere Bereiche, in welche die Finanz-Schickeria ihre überflüssigen Milliarden investieren könnte und sollte, angefangen bei der Klimafrage bis zur hungernden Bevölkerung in vielen Teilen der Welt.
Derweilen beschäftigt eine wachsende Zahl von uns Schweizer Bürgerinnen und Bürgern die bange Frage, wie sie künftig ihre Krankenkassenprämien bezahlen sollen. Angesichts des Prämienschocks wird dabei fast mantramässig das Alter für den ungebremsten Anstieg der Gesundheitskosten verantwortlich gemacht. Doch namhafte Gesundheitsökonomen sehen das anders. Die Alterung als die eigentliche Kostenlawine zu brandmarken greift nach ihren Analysen daneben. Dass die Behandlungskosten in den letzten Lebensjahren besonders teuer sind, bezweifelt niemand. Doch diese Mehrkosten sind unabhängig vom Alter der Betroffenen. Sterben kann ins Geld gehen, egal wie alt man ist.
Mit anderen Worten, wir können solch unreflektierte Kritik getrost beiseiteschieben und das Alter ohne Schuldgefühle leben und gestalten. Die überwiegende Mehrheit verbringt ihre Tage nicht mit Longevity-Investitionen, sondern auf weit sinnvollere Art. Viele engagieren sich in der Unterstützung junger Familien und in der Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen.
Was es braucht ist ein Perspektivenwechsel. Die Alterspolitik sollte viel stärker auf das Potenzial des Alters setzen und die Gesundheitsversorgung besser und innovativer auf die verschiedenen Generationen und damit eben auch gezielter auf das Alter ausrichten. Dabei spielen Unterstützungsangebote nach Bedarf eine wichtige Rolle für die Stärkung der Gesundheit und Autonomie im Alter. Eine Alterspolitik, die wie bisher noch zu oft, an den Bedürfnissen und am Bedarf älterer Menschen vorbeisteuert, können wir uns nur schon rein finanziell nicht länger mehr leisten.
Bea Heim, Präsidentin VASOS